Die Legende von Shamballa
Von den sieben Bergen des Feuers, von den sieben Ozeanen der Farbe, von den sieben Wäldern - den alten, kam die Legende von Shamballa.
Die Gobi-Wüste war ein bedeutender Ozean. Die Mitte des Ozeans hatte eine Insel. Sie wurde die Weiße Insel genannt, da all die, die dort lebten, die Körper hatten, die durch die Substanz des Lichtes gebildet wurden. Die Strahlung ihrer Körper füllte als Ganzes die Insel und die Insel glänzte wie ein sehr großer Diamant auf dem großen blauen Ozean.
Hinter den Eiswänden des Himalaya liegen die leeren Wüsten und entfernten Berge von Zentralasien. Dort bläst ein harter Wind von den Höhen auf die erweiterte Hochebene von Tibet über tausende von Quadratmeilen in nördliche Richtung bis zum Kunluns, eine Reihe von unerforschten Gipfeln, länger als der Himalaya und beinahe so hoch. Über seine kleinen wenig bekannten Täler hinaus, sind zwei der unfruchtbarsten Wüsten dieser Welt. Die Takla Makan und die Wüste Gobi. Spärlich bevölkert und durch die geographischen und politischen Barrieren abgeschnitten, bleibt dieser rätselhafteste Teil von Asien, eine leere Unermesslichkeit, in der fast alles verloren und nie mehr gefunden werden könnte.
Tief in den Wüsten von Zentralasien sind Forscher über die Ruinen von großen Zivilisationen gestolpert, die in Form von Fata Morganen in die Zeit flackerten. Östlich des Takla Makan haben Archäologen in Höhlen uralte Schriftrollen und Gemälde entdeckt, die von früheren buddhistischen Reichen erzählen. Im Norden, jenseits der Gobi-Wüste hinaus, wurde die Hauptstadt des großen Reichs von Genghis Khan gefunden. Viele haben das Vorhandensein eines geheimnisvollen Einflusses in Zentralasien gespürt. Die Hinduistische Mythologie schaut in den Norden des Himalajas zum mystischen Berg Meru, im Zentrum der Welt, in der Indra, der König der Götter, seinen mit Juwelen besetzten Palast haben soll. Die alten Chinesen glaubten an ihre unsterbliche Seele und dass sie, wie Lao Tze, der Begründer des Taoismus, auf einen Jadeberg westlich von China auf den Höhen des Kunlun, gehen würden um dort zu leben. Eine alte buddhistische Legende besagt, dass der König der Welt aus diesem Gebiet geboren werden wird. Genghis Khan fegte aus dem Herzen Zentralasiens hervor, um die Welt zu erobern und ein Reich schaffte, das von der Donau bis zu den Meeren Chinas reichte. Die Moslems von Persien, das er vernichtete, kamen zu dem Glauben, dass er die Plage Gottes war, ausgesandt, um sie für ihre Sünden zu bestrafen. Die modernen Gelehrten, die nach den Ursprüngen von Religionen suchen, haben sich an die zentralasiatischen Shamanen, eine Art des Medizinmannes, gewandt, die in Trance in anderen Welten reisen, um kranken und sterbende Seelen zu retten.
Während des 19. Jahrhunderts interessierten sich die Briten, die Indien übernommen hatten, für Tibet, einem rätselhaften Land im Norden, das vom Lama, oder buddhistischen Priestern regiert und von der Außenwelt isoliert wurde. Die Theosophen, Mitglieder einer okkulten Bewegung, die am Ende des Jahrhunderts in England und Amerika populär wurde, vertraten ihren Glauben, dass hohe geistige Wesen mit Wissen und Energien irgendwo hinter dem Himalaja seien, die die bekannte Wissenschaft der westlichen Welt weit überschreiten. Diese Berichte verschiedener Forscher haben geholfen, das Bild von Tibet darzustellen, doch wird das allerletzte mystische Heiligtum durch die Lamas auf den höchsten Bergen der Erde vorerst sein Geheimnis behalten.
Vermutlich spornte dies alles James Hilton an, seinen Roman „Verlorene Horizonte“ zu schreiben. Er schreibt hier über Shangri-La, ein tibetisches Kloster, das hinter den Schneespitzen in einem idyllischen Tal versteckt liegt, und wo die Menschen für Hunderte von Jahren leben ohne alt zu werden. Nur die sich verloren Fühlenden können ihren Weg im Himalaja zu diesem Heiligtum finden, im Kuluns am Nordrand von Tibet. Dort führen sie dann ein ruhiges Leben mit der Studie und dem Genuss der Kunst, Literatur, Musik und der gesammelten Wissenschaft aus aller Welt.
Etwas aus diesem Roman resonierte so stark in den Gemütern so viele Menschen, dass „Shangri-La“ ein Wort für ein verstecktes Heiligtum oder ein verstecktes Paradies wurde. Während seines Präsidentenamtes baute Franklin Roosevelt ein Versteck in den Hügeln von Maryland und nannte es nach diesem idyllischen Kloster in Hiltons Roman; später, nach seinem Tod, wurde es Camp David genannt.
Die alten tibetischen Bücher sprechen von einem Ort wie „Shangri-La“, als ein Land großer Könige und von den Lamas wird es Shamballa genannt. Während viele Abendlänger Tibet als ein geheimnisvolles, verstecktes Heiligtum ansehen, haben die Tibeter einen solchen Ort anderswo gesucht. Ihre heiligen Texte zeigen auf Shamballa, einem mystischen Königreich, das irgendwo hinter den nördlichen Schneespitzen von Tibet versteckt wird. Dort wird eine Linie von vorurteilsfreien und aufgeklärten Königen vermutet, die für eine gewisse Zeit die geheimen Lehren des Buddhismus schützen, bis Krieg und Gier für Macht und Reichtum verloren sind. Dann, so heißt es gemäß einer Prophezeiung, wird ein künftiger König von Shamballa mit einer großen Armee die Kräfte des Bösen zerstören und eine Blütezeit hervorbringen.
Unter seiner lichten Führung wird die Welt endlich ein Ort des Friedens, gefüllt mit Weisheit und Mitgefühl. In den Texten ist noch hinzugefügt, dass eine lange und mystische Reise durch die Wildnis der Wüsten und Berge zu Shamballa führt. Wer auch immer dieses entfernte Heiligtum durch Überwindung zahlreicher Mühsale und Hindernisse entlang des Weges erreicht, wird dort große Geheimnisse finden, die ihn befähigen die Zeit zu beherrschen und sich aus der Sklaverei zu befreien. Der Text warnt allerdings auch, dass nur jene die gerufen werden und die notwendige geistige Vorbereitung haben nach Shamballa gelangen können; andere werden nur Stürme und Berge finden, oder sogar den Tod. Obwohl unterschiedliche Meinungen bezüglich Shamballa herrschen, stimmen die Lamas überein, dass es ein Ort majestätischer Schönheit ist. Sie sind in ihren aussagen um das Königreich genauer und geben eine erstaunlich klare Schilderung darüber. Entsprechend ihren Beschreibungen umgibt ein großer Ring von schneebedeckten Bergen Shamballe, die wie Eis glitzern, und die jene abhält einzudringen, die nicht dafür geeignet sind.
Außerdem wird in den Texten auch gesagt, dass man die Schneeberge nur durch Fliegen überqueren kann, aber die Lamas weisen darauf hin, dass dies durch geistige Kräfte und nicht durch materielle Mittel gemacht werden muss. Der mit Edelsteinen besetzte Palast des Königs im Zentrum von Shamballa glüht in einer Pracht, dass die Nacht wie ein Tag erleuchtet wird und den Mond als einen dunklen Fleck am Himmel erscheinen lässt. Die Pagoden des Palastes sind mit Fliesen reinsten Goldes abgedeckt und Verzierungen von Perlen und Diamanten hängen vom Dachvorsprung herab. Tanzende Göttinnen, gemeißelt aus Korallen, verzieren die äußeren Wände. Smaragde und Saphire rahmen die Eingänge ein, während goldene Markisen, die mit Lapislazuli und Diamanten verziert sind, die Fenster abtönen. Pfeiler und Balken von Koralle, Perlen und Mosaiksteinen stützen das Innere des Palastes, der mit kostspieligen Teppichen und Kissen aus feinem Brokat ausgestattet ist. Unterschiedliche Arten von in die Fußböden und Decken eingebetteten Kristalle kontrollieren die Temperatur in den Räumen, indem sie Kälte und Hitze abgeben.
Die Einwohner des Königreichs leben in Frieden und Harmonie, frei von Krankheit und Hunger. Sie alle haben ein gesundes Aussehen, sind mit schönen Eigenschaften ausgestattet und tragen würdevolle Roben aus weißem Tuch. Sie sprechen eine heilige Sprache und alle haben großen Reichtum, den sie jedoch nie benutzen müssen. Physische Strafe, ob Prügeln oder Freiheitsstrafe existiert dort nicht. Die Tibeter haben den Sanskrit-Namen Shamballa genommen, weil er „die Quelle des Glücks“ bedeutet.
Es wird angenommen, dass die Einwohner von Shamballe eine höher entwickelte Wissenschaft und Technologie haben, die sie in den Dienst auf geistigen Ebenen stellen. Es wird angenommen, dass die tibetischen medizinischen Texte von diesem Königreich gekommen sind, da sie die menschliche Anatomie und Physiologie, hoch entwickelte Diagnosemethoden und Art und Weisen aufzeigen, Krankheiten zu verhindern und zu heilen. Das Studium dieser Wissenschaften hilft den Einwohnern von Shamballa, die höchste aller Wissenschaften zu beherrschen, die Wissenschaft des Geistes oder der Meditation. Sie praktizieren eine bewusste Kontrolle ihres Geistes und Körpers; diese Fähigkeiten ermöglichen ihnen, sich von unterschiedlichen Krankheiten zu heilen. Als Nebenwirkung erwerben sie auch außergewöhnliche Kräfte wie die Fähigkeit, andere Gedanken zu lesen, in die Zukunft zu sehen und in gewaltiger Geschwindigkeit zu gehen. Wenn sie angegriffen werden, verwirklichen sie dessen Waffen und wenden sie gegen ihn, oder sie machen sich unsichtbar. Die Lamas glauben, dass Shamballa seit Anbeginn der Welt existiert, es ist aber wenig über seine frühe Geschichte bekannt.
Auf Shamballa wurde die westliche Welt aufmerksam durch die Theosophen. Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gründete die Russin Madame Blavatsky die Theosophische Gesellschaft, als eine weit verbreitete mystische Bewegung bekannt, die den Westen mit ihren bedeutenden Veröffentlichungen zu den östlichen Religionen, besonders über den Buddhismus, bekannt machte. Madame Blavatsky behauptete, durch telepathische und geschriebene Botschaften, geheime Lehren von geistigen Meistern zu empfangen, die irgendwo hinter dem Himalajagebirge leben. Eine Anzahl ihrer Anhänger glaubte, dass der höchste dieser Meister, Der Lord Der Welt, in Shamballa wohnt, unsichtbar in der Gobi-Wüste als Oase versteckt. Entsprechend ihrem Glauben war Shamballa das geistige Zentrum der Welt und die ursprüngliche Quelle der geheimen Lehren der Theosophie. Einige Lamas haben eine andere Sicht von Shamballa vorgeschlagen, sie meinen, es könne eine moderne, wissenschaftliche Zivilisation auf einem anderen Planeten sein. Auf der Grundlage des Zufalls alleine scheint es sicher, dass es irgendwo im Universum intelligentes Leben geben muss, dessen Wissenschaft und Technologie höher entwickelt ist als unsere. Wenn Shamballa solch eine Zivilisation war, könnte es sogar in der von den Texten beschriebenen Form existieren, und tatsächlich könnten sie die Kraft und die Reichtümer die ihnen zugeschrieben werden, besitzen. In diesem Fall könnte die Form des Königreichs, rund wie eine Kugel, den Planeten repräsentieren, auf dem sie wohnen. Andererseits könnte Shamballa ein Vorposten sein, den diese Fremden auf Erden eingerichtet und durch ihre Wissenschaft und Technologie verborgen haben.
Im Sommer 1908, so geht aus verschiedenen dokumentierten Berichten hervor, leuchtete ein helles Objekt am Himmel, das plötzlich in Richtung Westen abdrehte und über einem spärlich bevölkerten Gebiet von Sibirien, im Norden des Altai-Gebirges explodierte. Begründet auf die Endeckung des hohen Niveaus der Strahlung und den Veränderungen anhand der Baumringe und die genetischen Veränderungen der Pflanzen dort, lassen jüngste Untersuchungen nach den Schluss zu, dass es sich hier um ein durch Atom angetriebenes Raumfahrzeug gehandelt haben muss, dass während eines Manövers genau in einer Region explodierte, von der die Tibeter glauben, dass Shamballa dort sein könnte.
Mythos oder Legende?
Es gibt viele variierende Arten, ein Königreich zu verstecken, wie auch immer der Glaube der Lamas sein mag, wir alle haben gelegentlich Momente mystischer Einblicke, zweifellos provokatorisch und in vielen Fällen andauernd. Einige Menschen sind sich bewusst geworden und sehen eine leuchtende Tiefe in den gewöhnlichsten Objekten, wie z. B. Blumen und Steine. Ein erfrischendes Gefühl des Wunders, das sie aus ihrer Kindheit kennen, kommt über sie und sie spüren, wie sie eine tiefere Realität durchdringen in der sie umgebenden Welt. Einige haben Visionen von Orten und mysteriösen Landschaften, die wie Juwelen schimmern, endlose Wüsten unter fremden Himmeln und überwältigende Berge, über denen Wolken von Licht schweben. Anstatt bloß zu Halluzinieren, können diese Menschen die geistige Beschränkung, die gewöhnlich ihre Sicht begrenzt, fallen gelassen haben, und für einen zeitlosen Moment in die vierte Dimension gesehen haben.
Wenn dies so ist, hilft es zu erklären, warum die Tibeter auf die Notwendigkeit bestehen, den Geist zu reinigen, um nach Shamballa zu gehen. Die meisten Formen der tiefen Meditation, die für diesen Zweck benutzt werden, helfen sich von Gedanken zu lösen, die eine mystische Sicht hemmen, und in die Stille zu gehen und so tatsächlich in andere Welten einzudringen. Indem man seinen Geist auf diese Weise klärt, sich von den geistigen Beschränkungen des Bewusstseins befreit, kann der Reisende nach Shamballa die Fähigkeit gewinnen, in Dimensionen zu sehen, wobei er wirklich das Gefühl hat, phantastische Landschaften, Wüsten und Berge in einer parallelen Welt zu durchreisen.
Wenn die Lamas von Tibet dieses herrliche Paradies betrachten, kann ein so gewaltiges Symbol wie Shamballa mehr als eine versteckte Wahrheit oder Aspekt der Realität darstellen; es kann auch als ein Fenster betrachtet werden, durch dessen Öffnung der Blick jenseits seines Selbst liegt. Wenn wir uns dieser Öffnung auf die richtige Weise nähern, können wir vielleicht hindurch sehen und fängt einen Blick auf das auf, was es symbolisiert. In solch einem Moment, wenn ein Symbol einen plötzlichen Einblick oder Blitz der Intuition hervorbringt, scheint es sich tatsächlich durchsichtig wie eine Glasscheibe zu werden und einen Ausblick zu offenbaren, der voll unerwarteter Tiefe und Bedeutung ist. Wir verstehen plötzlich die Implikationen und die symbolische Ausdehnung vor uns und doch in weiter Entfernung. Dieses Symbol gibt uns einen Sinn von einem offenen und geräumigen Panorama, das sich über den begrenzten Horizont hinaus ausdehnt. In diesem Panorama können wir die Lösungen eines weltlichen Problems oder einer mystischen Erfahrung des Universums finden. Wir können ein plötzliches Verständnis darüber erhalten wie ein Auto funktioniert, oder eine ganze Welt in einem Sandkorn, oder den Himmel in einer wilden Blume.
Vielleicht existiert das „versteckte Tal“ im tieferen Bewusstsein des Geistes und wird nur erreicht, durch geschulte, tiefe Meditation. Möglicherweise ist dieses aber auch das „versteckte Geheimnis“ der Hohen Priester von Tibet. Vielleicht müssen wir aber auch mit ihrer Hilfe unsere versteckten Aspekte wieder entdecken, die wir schon einmal kannten, jedoch seit langer Zeit wieder vergessen haben. Wenn die Lamas sich auf Shamballa beziehen, benennen sie es als eine Reise in die Tiefen des Geistes, des Inneren als auch im Äußeren.
Es gibt viele Wege nach Shamballa, die Lamas meinen jedoch, dass nur eine hohe Seele den Weg über die Meditation nehmen kann, während normale Menschen physisch ihre hinderlichen Körper mitschleppen müssen. Nach Ansicht eines Hohen Priesters bedeutet Shamballa geistig zu erreichen, dass man seinem inneren Herzzentrum angeschlossen ist. Von diesem Gesichtspunkt aus ist die geistige Reise viel bedeutsamer, als die physische. Wenn jemand den inneren Geist erweckt hat, kann er jederzeit nach Shamballa im Körper reisen. Wenn jemand das Königreich physisch erreicht ohne das Herzzentrum zu öffnen, wird man, egal auf welche Weise, den Weg geistig gehen müssen, indem man den inneren Geist frei gibt, um Shamballa in Erleuchtung zu erreichen. Gemäß den Prophezeiungen wird der zukünftige König von Shamballa nicht nur kommen, um die Welt von der äußerlichen Tyrannei zu befreien, sondern auch, um seine Bewohner aus der inneren Sklaverei ihrer Illusionen zu befreien. Der entscheidende Zweck der letzten Schlacht soll die Bedingungen und die Aufklärung hervorbringen, die benötigt werden, um den Völkern zu helfen die Wirklichkeit zu erkennen und so in ein Neues Zeitalter zu gehen.
Die Prophezeiung wirkt einer Tendenz entgegen, die wir als die innere Reise in unsere eigene Befreiung ansehen müssen. Das ermutigt uns, in die transformierende Tiefen des Geistes zu gehen, um, wie der König von Shamballa, mit Kraft und Weisheit aufzutauchen, und so der Gesellschaft helfend in die Blütezeit hinein, zur Seite zu stehen. Die Prophezeiung sagt auch, dass nur, wer tatsächlich den inneren Geist erweckt hat, oder den Zugang dazu hat, die Welt zum Guten verändern kann. Nur dann werden wird man das Bewusstsein und das Mitgefühl haben, das benötigt wird, um eine gerechte und menschliche Gesellschaft zu schaffen, in der jeder wahrhaftig frei sein kann. Die Prophezeiung besagt aber auch, dass die Lösung der Probleme der Welt aus einer tieferen Quelle innerhalb eines jeden von uns kommen wird. Solange wir fortfahren diese Quelle zu ignorieren und damit experimentieren, Änderungen von außen herbei zu führen, werden all unsere Anstrengungen von Misserfolgen begleitet sein. Wenn jedoch jeder von uns in die Tiefe seines Geistes steigt und die Wirklichkeit zu erkennen beginnt, wird die Welt selbst eine Erweiterung von Shamballa werden.
Obwohl solch ein Mythos in der Tiefe des Geistes entsteht, muss er im Oberflächenbewusstsein des Menschen, der ihn empfängt, auftauchen. Wenn es so passiert, nimmt er notwendigerweise eine Form an, die Sinn in Bezug auf die Kultur ausdrückt, die die Ansicht jener Person der Welt geformt hat. Das heißt, dass der Mythos von Shamballa trotz seines Äußeren, nicht gerade ein Tibeter oder ein indischer Mythos ist; es ist eher ein tibetanischer Ausdruck von etwas Tiefem und Universellem. Einige dieser Mythen üben einen erheblichen Einfluss auf unser Leben aus, nicht nur auf das, was uns als Individuen passiert, sondern auch, was der Gesellschaft passiert und den Kurs der Geschichte selbst betrifft. Der moderne Mythos des Fortschritts geschieht, wandelt die Überzeugung der Wissenschaft und die Industrie wird die Erde zu einem materiellen Paradies wandeln und transformiert in eine Blütezeit des Wohlstandes für alle.
Diese Überzeugung steht hinter dem Druck sozialer Reformen und wirtschaftlicher Entwicklungen, die jetzt die Politik bestimmen, genauso wie das Schicksal der Regierungen dieser Welt, ungeachtet ihrer besonderen Ideologien. Sogar in den Ländern, die bereits Wohlstand erreicht haben, verursacht dieser Mythos die Erwartungen ständiger Verbesserungen im Einkommen und der Lebensqualität. Wie jüngste Ereignisse deutlich zeigen, befinden sich Regierungen, die diesen Erwartungen nicht entsprechen können, in großen Schwierigkeiten. In vielen Arten ist der Mythos des Fortschritts heute einer der mächtigsten Kräfte bei der Arbeit in der Welt.
Der Mythos des Fortschritts hat uns tatsächlich in die degenerierte Periode des Materialismus geführt, von der man angenommen hat, dass sie dem Goldenen Zeitalter von Shamballa vorangeht. Wir sind in dieses große Dilemma gekommen, weil wir die innere Seite des Mythos des Fortschritts aus den Augen verloren haben.
Wenn wir danach streben ein irdisches Paradies zu schaffen, dürfen wir nicht die Bedürfnisse der Natur und derer, die in ihr Leben, vergessen. Die Faszination mit dem Problem des ständig steigenden materiellen Wohlstands hat uns dahin geführt, eine einseitige Sicht des Mythos zu entwickeln, der den äußerlichen Fortschritt auf Kosten der inneren Entwicklung unterstützt. Es ist wichtig, dieses Versagen zu erkennen, es muss beides zusammen passen, wir haben versucht die Welt umzugestalten, ohne uns selbst zu transformieren. Demzufolge haben wir versäumt die Weisheit zu entwickeln, die benötigt wird um zu verstehen, was wirklich getan werden muss. Die Besessenheit von materiellem Fortschritt aus seinem eigenen Willen hat unser Geist übernommen, und droht jetzt, uns in unsere eigene Zerstörung zu treiben.
Wir müssen eine Balance und wieder eine Perspektive erlangen, die uns ermöglicht, die Energie des Mythos und Fortschritts zu benutzen um voran zu schreiten. Die Art der Einblicke, die wir vom tibetischen Mythos von Shamballa zusammengetragen haben, kann uns helfen, unsere Aufmerksamkeit auf die innere Schau zu lenken, um unser Leben zu gestalten. Durch diese Einblicke können wir ein tieferes Verständnis für die zugrunde liegende Natur des Mythos vom Fortschritt erreichen, besonders darüber, wie sehr wir alles verfälscht haben. Mit Hilfe eines solchen Verständnisses können wir in der Lage sein den augenblicklichen Kurs umzukehren und aufzufangen, und damit beginnen uns und auch die Welt um uns herum zu transformieren. Wir können sogar fähig sein, den tiefen Geist zu erwecken und uns aus der Sklaverei unserer Illusionen zu befreien.
Letzten Endes aber muss jeder für sich selbst seine eigene Gegenwart von Shamballa suchen, seien es Dinge, Personen oder sogar Ideen die die Kraft haben uns zu begeistern, die innere Reise zu größerer Freiheit und Bewusstsein zu beginnen. Ein solches Symbol kann unserem Leben Bedeutung und Richtung geben, aber auch die Kraft und Entschlossenheit die Prozesse die anstehen, zu durchschreiten. Um dieses zu bewerkstelligen, muss es für uns jedoch die gleiche Realität haben, wie das versteckte Tal es für den tibetischen Lama hat, der es sucht.
Unsere persönliche Entsprechung zu Shamballa muss etwas Echtes sein, etwas, das natürlich aus unseren eigenen Leben und Erfahrung, aus unseren Taten, aus der Eingebung des tiefen Geistes kommt. Der Mythos von Shamballa soll uns dazu ermutigen, unsere eigene Form zu finden, eine Form, die offenbart anstatt die Essenz vom Königreich selbst zu ersetzen.
Wenn wir die Essenz von Shamballa, egal in welcher Form, suchen und finden, stellen wir fest, dass es hier in unserer Welt versteckt liegt. Diese Erkenntnis öffnet uns für einen wachsenden Sinn der Heiligkeit in allem, was wir sehen. Menschen und Dinge die wir mit Verachtung und Gleichgültigkeit betrachtet haben, werden zu einer Quelle von Wundern und Ehrfurcht. Was tot und sinnlos erschien, wirk auf einmal lebendig und bedeutend, und auf eine rätselhaften Weise verbindet es uns mit unserem tiefen Inneren. Während wir uns der heiligen Natur in allem was uns umgibt bewusst werden, hören wir auf, Menschen und Dinge auszubeuten und zu missbrauchten und werden sie nicht mehr nur als Gegenstände sehen. Stattdessen werden wir sie für das schätzen, was sie sind und sie mit der größten Sorgfalt behandeln und respektieren.
Wenn wir diesen Sinn von der Heiligkeit in allem auf der Welt in uns erwecken können, dann können wir eine Chance haben, das goldene Zeitalter so vieler Mythen und Träume heranzuholen. SHANA
|