Stellungnahme der Präsidentin

von Ocean Care zum Grindwalfang

 

 

DANKE für Ihre Anfrage betreffend diesen Protest-Aufruf gegen die Walschlachterei vor den Färöer Inseln.

 

Gerne schicken wir Ihnen die aktuellen Fakten dazu:

 

Die Petition ist leider nicht auf dem aktuellen Stand und enthält auch falsche Informationen sowie Bilder die mehr als 10 Jahre alt sind. Es geistert seit rund zwei Jahren im Netz herum. Wer es lanciert hat ist nicht bekannt. Wo, wann und durch wen die Unterschriften überreicht werden, wissen wir auch nicht.


Im Sommer 2009 ist aber unsere dänische Mitarbeiterin Lotte Jensen zusammen mit Birgith Sloth von der Dänischen Meeressäuger-Schutzgesellschaft auf die Färöer-Inseln gereist, um aktuelle Informationen zu erhalten. Sie haben undercover recherchiert, um an möglichst viele Informationen heranzukommen. Ein Bericht in Englisch liegt vor. Zurzeit sind wir mit dem zweiten Geldgeber für die Recherchen in Abklärung, ob wir den Report veröffentlichen dürfen. Denn gegenwärtig existieren keine aktuellen Berichte über die Färöer, die zuletzt veröffentlichten sind aus den späten neunziger Jahren und seither hat sich viel getan.

 

Von 23 Buchten, wo normalerweise Grindwale getötet werden, konnten sie 16 Buchten besuchen. Von diesen werden bereits 9 Buchten anders genutzt - z.B. Fischfarming, neue Häfen, etc. Das bedeutet, dass diese Buchten nicht mehr für den Grindwalfang benutzt werden können. Ausser in einem Restaurant, wo noch zusammen mit anderen lokalen Spezialitäten kleine Portionen Grindwalfleisch als Vorspeise serviert werden, haben sie keine Restaurants mehr gefunden, die Grindwalfleisch anbieten. Die Gespräche mit Einheimischen haben ergeben, dass nur noch ältere Leute in abgelegenen Gebieten Grindwalfleisch essen, die jüngeren Generationen konsumieren das Fleisch nicht mehr. Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass im August 2008 die Färingische Gesundheitsbehörde aufgrund der Schadstoffbelastung ganz vom Grindwalfleischkonsum abgeraten hat. Unser Team hatte den Eindruck, dass die Einheimischen sehr gut über das Gesundheitsrisiko des Grindwalfleischkonsums informiert sind. Lotte und Birgith sind überzeugt, dass der Grindwalfang in einigen Jahren der Vergangenheit angehren wird. Es scheint eine Frage des Generationenwechsels zu sein.

Bald wird eine neue Studie veröffentlicht, die aufgrund von neuen Haarproben belegt, dass die Quecksilberbelastung von Leuten, die den Grindwalfleischkonsum aufgegeben haben, zurückgegangen ist. Diese Studie ist von einem Ärzteteam gemacht und wird deshalb grosse Beachtung finden. Das Problem auf den Färöer Inseln ist nämlich, dass sie sich absolut stur verhalten, sobald NGO's ins Spiel kommen.

 

Aus all diesen Gründen sehen wir im Moment von weiteren Protestaktionen ab. Stattdessen pflegen wir zusammen mit unseren dänischen Partnerorganisationen persönliche Gespräche mit relevanten Wissenschaftlern und vertrauenswürdigen Kontakten in der Bevölkerung und Regierung. Wir sind überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, die Lösung des Problems auf den Färöer-Inseln zu beschleunigen.

 

Die Färöer Inseln sind tatsächlich unabhängig von Dänemark, sie haben ein eigenes Parlament. Von daher hat Dänemark wenig mitzureden. Da Dänemark aber das Finanz- und Justizsystem der Färöer unter sich hat (ähnlich wie die Schweiz vieles für das Fürstentum Liechtenstein regelt), und die Färinger auch in den Dänischen Botschaften auf der ganzen Welt vertreten, denke ich mir, dass Dänemark zumindest lenkend Einfluss nehmen könnte.

 

Herzliche Grüsse

Sigrid Lüber

OceanCare Präsidentin