Der Übergang
Dies ist die Nacherzählung des Traumes, den ich heute 11.04.2010 bei meinem Mittagsschlaf hatte. Ich schreibe ihn nieder in der Hoffnung mich an so viele Details wie möglich zu erinnern. Vielleicht gelingt mir das nicht ganz - das ist durchaus möglich – so werden doch die wichtigsten Passagen dabei sein. Vieles in diesem Traum spielte sich bei mir zu Hause oder in meiner unmittelbaren Umgebung ab, manches wurde von woanders sozusagen „eingespielt“. Die an diesem Traum beteiligten Personen existieren real und sind mir bekannt. Somit werde ich keine Namen verwenden.
Gerhard Praher, Sonntag 11.04.2010
Alles begann damit, dass im Fernsehen eine Ankündigung lief. Darin wurden weltweite verheerende Stürme und Sturmfluten und intensiver Regen und Überschwemmungen prognostiziert. Der Zeitpunkt wann und wo diese Unbilden jeweils eintreffen werden wurden ebenfalls genannt. Daran kann ich mich jedoch nicht mehr genau erinnern. Ich weiß noch wie der Sprecher zum Abschluss sagte. „Niemand wird diesem Chaos entrinnen können. Gott steh uns bei.“
Wir, bei mir zu Hause, begannen wir nun uns darauf vorzubereiten. Wir räumten die Gartenmöbel rein, sahen nach ob alle Fenster dicht waren, und so manches mehr. Wir hatten keine Hektik, keine Panik. Alles lief ganz ruhig ab. Unsere Kinder liefen wie aufgedreht umher, waren ausgelassen und nicht zum Schlafen zu bewegen, obwohl es gerade nach dem Mittagessen war und die Zeit für ihr Mittagsschläfchen da war. Doch keine Chance. Also gaben wir alle Versuche in dieser Richtung auf.
Immer wieder sahen wir beim Fenster hinaus und beobachteten wie die Wolken immer dichter wurden, schwarz. Für so manchen mag dies bedrohlich gewirkt haben, doch wir wunderten uns selbst, dass wir dies nicht als bedrohlich empfanden. Die Wolken kamen von allen Himmelsrichtungen, nicht wie sonst, wo die Schlechtwetterfronten meistens aus dem Westen oder Norden kamen. Nein, diesmal auch von Süden und Osten.
Um einen Vergleich heranzuziehen: In den Verfilmungen über den Kreuzestod Jesu ist immer wieder zu sehen, dass zum Zeitpunkt des Todes sich der Himmel verfinsterte und schwere Unwetter aufzogen, starke Regenfälle und Sturm.
So ungefähr war auch das Szenario bei uns.
So in der Mitte des Nachmittags, vielleicht war es so gegen 15 Uhr, kündigte ein sausendes Geräusch an, dass es nun losgeht. Ob es genau 15 Uhr war lässt sich schwer sagen, da alle Uhren längst stehengeblieben waren. Der Sturm brach los. Wir hatten alle Hände voll zu tun, dass unsere Kinder nicht rausliefen – zumindest war das am Anfang so. Nach einiger Zeit, so erinnere ich mich, waren wir alle draußen.
Ich weiß noch, dass meine Frau länger im Haus blieb und ich nach ihr rief. Sie hörte mich nicht. Also lief ich zurück ins Haus und fand sie nach einiger Zeit. Sie wollte noch Kleidung für unsere Kinder mitnehmen. Da ich nun schon mal im Haus war wollte ich noch einige Vorbereitungen auf den großen Regen treffen, der da angekündigt war.
Hier wurde mir eine Szene eingespielt in der heftige Regenfälle und Sturmfluten alles mit sich nahmen das nicht fest verankert war – oder sollte ich sagen „nicht in göttlicher Ordnung“? Das trifft mein Gefühl, das ich dabei hatte, eher. Denn es blieben eher leicht Gegenstände, wie Möbel, Fahrräder, und dergleichen, an ihrem Platz, während Autos fortgeschwemmt wurden. Sie trieben die Straßenzüge entlang und lösten sich auf – eines nach dem anderen.
Also wollte ich noch einige Vorbereitungen treffen und ging deshalb in mein Büro. Als ich dort ankam war das meiste nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz. Das Technikerbüro hatte sich völlig verändert und war eher ein ungeordneter Haufen.
Ich ging in das Technikerbüro und stellte alle PCs, die auf dem Boden standen, auf die Tische. Das gleiche tat ich auch in meinem Büro. Alle PCs liefen noch. So wusste ich, dass wir noch Strom hatten. – Doch zum Strom später mehr. Ich stellte also auch meine PCs auf den Schreibtisch. Dabei viel mir auf, dass der – so ziemlich als einziges Möbelstück – noch am gleichen Platz stand wie vorher.
Ich beendete also die Vorbereitungen und ging mit meiner Frau dann raus, wo unsere Kinder trotz Sturmes spielten und uns freudig begrüßten.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, so fällt mir auf, dass, obwohl sich die Bäume im Wind bogen, wir keinen Wind verspürten. Die Haare flatterten nicht.
Wir breiteten sogar eine Decke auf und ließen uns darauf nieder, so als wollten wir ein Picknick machen. Um uns neigten sich die Bäume – manche bis knapp über den Boden. Die gesamte Zeit viel bei uns kein Regen – kein einziger Tropfen.
Und nun zum Strom.
Ein Mann kam zu uns – ich kannte ihn nicht und wusste auch nicht woher er kam. Er war plötzlich einfach da, war in dieser Traumszene und sagte, dass er seine „Podrigon-Hefte“ abholen möchte, die er bei uns deponiert hatte.
Ich kenne keine solchen Hefte oder Magazine. Doch im Traum wusste ich sofort was er meinte und wo sie zu finden waren – nämlich bei uns im Keller, ziemlich weit oben in einem Regal. Da der Keller finster war schaltete ich das Licht ein. Doch als ich den Schalter berührte bekam ich einen elektrischen Schlag. Er war nicht allzu stark, aber doch deutlich spürbar. Ich drückte auf einen anderen Schalter. Es schaltete sich die Wasserpumpe ein und ich bekam wieder einen leichten Schlag – nicht so stark wie der erste. Ich weiß noch, dass ich im Traum dachte „Aha – die Elektrizität hat sich auch schon verändert.“. Dann ging ich mit dem Mann in den Keller, wir holten gemeinsam seine „Podrigon-Hefte“, und er verschwand – genauso unmittelbar wie er in der Szene erschienen ist. Ich schaltete das Kellerlicht wieder aus, bekam wieder einen Schlag beim Berühren des Schalters, und ging wieder zu meiner Familie, die nach wie vor wie ausgelassen auf der ausgebreiteten Decke spielte. Der Sturm tobte weiter, Blitze durchzuckten den Himmel. Der Donner klang eher sanft.
Plötzlich sahen wir im Westen etwas sehr helles, sehr großes immer näher kommen. Es hob sich von den dunklen Wolken durch seine Helligkeit deutlich ab, war kuppel- oder glockenförmig, und blieb stehen kurz bevor es über uns war. Dort schien es auf irgendetwas zu warten, denn es drehte sich lediglich um die eigene Achse. Es tat dies langsam und gemächlich. Wir schauten zu und ich sagte zu meiner Familie: „Jetzt ist der Übergang. Nun kommt der letzte Akt.“. Meine Frau nickte wissend und lächelte mich an.
Plötzlich wurden wir auf Stimmen aufmerksam, die sich uns aus dem angrenzenden Wald näherten. Es war eine Gruppe von Menschen, die alle ihre Festtagskleidung an hatten. Die Männer kamen im Anzug, die Frauen in Kleidern und Mäntel oder Jacken. Manche hatten einen Regenschirm aufgespannt. Ich erkannte sie alle. Es waren einige unserer Nachbarn, die sich auf uns zu bewegten. Sie waren alle sehr fröhlich – ja ausgelassen.
Eine Frau sagte: „Nun seht zu wie ihr dieses Chaos wieder aufbaut.“. Ein anderer meinte: „Wir leben unser gewohntes Leben weiter. Aber ihr wollt ja unbedingt diese Veränderungen.“. Alle lachten und es klang durchaus spöttisch was die Menschen von sich gaben. Aber sie waren fröhlich und freuten sich darauf, dass sie ihr gewohntes Leben weiterleben durften.
Ich erinnere mich an eine Szene wo sich der Mann von seiner Frau verabschiedete. Die Frau blieb bei uns. Er strich ihr zärtlich über die Wange und küsste sie. Was mir auffiel war, dass beide überhaupt nicht traurig über die Trennung waren, sondern glücklich, dass jeder seinen eigenen Weg gehen durfte. Dann ging der Mann mit der Gruppe weiter.
Die Frau setzte sich zu uns und spielte mit unseren Kindern. Wir sahen der Gruppe nach. Es war ein sehr liebevolles Gefühl, das wir dabei hatten. Nach einiger Zeit war die Gruppe nicht mehr zu sehen. Wir beobachteten nun wieder das Raumschiff – so möchte ich es mal nennen – das nun schneller zu rotieren begann.
Irgendwie wussten wir, dass die Gruppe von diesem Raumschiff aufgenommen wurde und nun zu einem Ort gebracht wird an dem sie ihr gewohntes Leben fortsetzen konnten. Von einem Augenblick zum nächsten war das Raumschiff verschwunden. Zurück blieb ein großer Ring. Dieser Ring verband drei mit Licht gefüllte Kreise, die sich alle in gleichem Abstand zueinander befanden. Sie leuchteten hell – sehr hell, aber blendeten uns nicht.
Nach einiger Zeit, je mehr dieser Ring und die Kreise verblassten, begannen sich die Wolken aufzulösen. Der Sturm, der über unseren Köpfen getobt hatte, wurde schwächer und schwächer. Einer dieser Kreise blieb bestehen während sich die anderen beiden vollständig auflösten und bewegte sich Richtung Norden, wo er dann seine neue Position einnahm. Die Wolken hatten sich fast vollständig aufgelöst und im Westen war der Mond zu sehen. Die Frau, die bei uns blieb sagte: „Nun haben wir unseren zweiten Mond. Einer im Westen und der andere im Norden.“. Und so war es auch. Je mehr die Wolken verschwanden, desto heller wurde es um uns herum. Wobei „heller“ es nicht wirklich trifft, denn es waren Farben die ich noch nie vorher gesehen hatte. Sie waren so intensiv, so strahlend. Man spürte, das jede Farbe Leben (oder sollte ich sagen „Bewusstsein“?) in sich hatte. Dieses Licht breitete sich immer mehr aus und das Chaos verschwand.
Wir fühlten alle gemeinsam: „Nun sind wir angekommen.“
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