Erfahrungen von Astronauten beim Anblick der Erde aus dem Weltraum Einführung des Autors Kevin W. Kelly, der in seinem Buch "Der Heimatplanet" alle folgenden Zitate gesammelt hat.
"Während ich an diesem Buch arbeitete, die Zehntausende von Bildern durchsah, Astronauten und Kosmonauten befragte und zahllose Eindrücke und Erinnerungen vom Weltraum las, ist mit mir etwas geschehen. Meine Realität ist weiter geworden. Das erlebe ich ganz unmittelbar heute Nacht, wenn ich das Licht ausschalte, die Tür meines Studios abschließe und im Dunkeln nach Hause gehe. Ich werde mir bewusst sein, dass ich auf einem runden Planeten lebe, der mit 100 000 Kilometern in der Stunde um die Sonne rast und sich am Äquator mit 1600 Kilometern in der Stunde dreht und dadurch Tag und Nacht nacheinander folgen lässt. Ich werde unsere Sonne als Zentrum des Sonnensystems empfinden, das sich mit mehr als 800 000 Kilometern in der Stunde in der Galaxis dreht; und ich erlebe unsere ganze Galaxis, wie sie mit einer mir unbekannten Geschwindigkeit durch ein sich ständig expandierendes Universum rast, das von Milliarden anderer Galaxien erfüllt ist und sich bis in die Ewigkeit erstreckt. Ich glaube, dieses Gefühl, welch großes Wunder unser Universum ist, und das Staunen darüber, dass wir in einem winzigen Teil davon leben, ist wichtig für unser Selbstgefühl und vielleicht sogar für unser Überleben. Ich hoffe, dieses Buch wird dazu beitragen, dass sie die große Schönheit zu sehen beginnen, das unglaubliche Wunder und das unergründliche Geheimnis zu begreifen vermögen, das sich im Moment der Ewigkeit entfaltet."
"Die Erde erinnert und an eine in der Schwärze des Weltraums aufgehängte Christbaumkugel. Mit größerer Entfernung wurde sie immer kleiner. Schließlich schrumpfte sie auf die Größe einer Murmel zusammen - der schönsten Murmel, die du dir vorstellen kannst. Dieses schöne, warme, lebende Objekt sah so zerbrechlich, so zart aus, als ob es zerkrümeln würde, wenn man es mit dem Finger anstieße. Ein solcher Anblick muss einen Menschen einfach verändern, muss bewirken, dass er die göttliche Schöpfung und die Liebe Gottes dankbar anerkennt." James Irving
„Den Himmel liebte ich Zeit meines Lebens. Und als sich die Gelegenheit ergab, dass ich fliegen konnte, wollte ich höher hinaus und als Gipfelstürmer bis ins unendliche Weltall. Nach acht Flugtagen im Weltall erkannte ich, dass der Mensch die Höhe vor allem braucht, um die Erde, die so vieles durchlitten hat, besser zu verstehen und manches zu erkennen, was aus der Nähe nicht wahrgenommen werden kann. Nicht allein, um von ihrer Schönheit in Bann geschlagen zu werden, sondern auch um zu einem Verantwortungsgefühl dafür zu finden, dass nichts, was wir tun, die Natur in auch nur geringstem Maße Schaden leiden lassen darf.“ Tuan Pham
"Die Oberfläche des Ozeans erschien uns zunächst vollkommen einförmig; aber nach einem halben Monat begannen wir, nach charakteristischen Tönungen die verschiedenen Meere und sogar Teile von Ozeanen zu unterscheiden. Mit Erstaunen entdeckten wir, dass wir während des Fluges neu lernen mussten, nicht nur hinzuschauen, sondern auch wahrzunehmen. Zunächst entgehen dem Auge die feinen Farbnuancen; aber nach und nach schärft sich gewissermaßen das Sehvermögen, das Erkennen von Farben wird reicher, und dann erschließt sich den Augen der ganze Planet in all seiner unbeschreiblichen Schönheit." Wladimir Ljachow
„Während ich Experimente durchzuführen hatte, sollte ich mich, um nicht abgelenkt zu werden, nicht am Fenster aufhalten. Da ich mit dem Antriebssystem beschäftigt war, ergab sich erst am letzten Flugtag die Gelegenheit, in Ruhe an die Luke zu treten. Was ich dann sah, war wirklich überwältigend.
Ein chinesisches Märchen erzählt von einigen Männern, die ausgeschickt wurden, einem jungen Mädchen etwas Böses zu tun, als sie aber sahen, wie schön es war, konnten sie ihm keine Gewalt antun und wurden zu seinem Beschützer. Ebenso erging es mir, als ich die Erde zum ersten Male erblickte: Ich konnte sie nur noch lieben und verschonen.“ Taylor Gangiung Wang
"Ich sah die Erde vom Weltraum aus; sie war unbeschreiblich schön, die nationalen Ländergrenzen waren verschwunden." Mohammed Ahmed Faris
„Bereits vor meinem Flug wusste ich, dass unser Planet klein und verwundbar ist. Doch erst als ich ihn in seiner unsagbaren Schönheit und Zartheit aus dem Weltraum sah, wurde mir klar, dass der Menschheit wichtigste Aufgabe ist, ihn zukünftige Generationen zu hüten und zu bewahren.“ Sigmund Jähn
„Wo vorher intellektuelle Suche gewesen war, regte sich plötzlich ein tiefes Gefühl in mir, etwas sei ganz anders geworden. Dieses Gefühl ist aus dem Blick auf die Erde erwachsen, diesem blauweißen, dahingleitenden Planeten, von dem wir wissen, dass er seine Bahn um die Sonne zieht. Es erwuchs aus dem Anblick der Sonne vor dem samtig tiefschwarzen Kosmos, der nicht nur ahnen lässt, sondern die Gewissheit vermittelt, dass im Strom von Energie, Zeit und Raum im Weltall etwas Zweckvolles liegt, dass dies menschliches Verstehen übersteigt und dass sich dem Verstehen ein nichtrationaler Weg erschließt, der mir in meiner bisherigen Erfahrungswelt unzugänglich geblieben war.Während der Heimkehr staunte ich über 400 000 Kilometer hinweg die Sterne und den Planeten an, von dem ich gekommen war. Da spürte ich mit einem Male die Intelligenz, die Liebe und die Harmonie im Universum. Als Techniker fuhren wir zum Mond; als von Zuneigung für alles Humane erfüllte Menschen kehrten wir zurück.“ Edgar Mitchell
„Nachdem ich eines Morgens aufgewacht war, beschloss ich, aus dem Fenster zu schauen, um zu sehen, wo wir flogen. Wir befanden uns über Amerika; und plötzlich erblickte ich Schnee. Es war der erste Schnee, den wir bis dahin aus dem Kosmos gesehen hatten. Leicht und wie Pulver verschwamm er mit den Konturen der Erde und dem Geäder der Flüsse. Ich dachte: Herbst und Winter, die Menschen rüsten sich schon für den Winter.
Einige Zeit danach flogen wir über den Atlantischen Ozean und dann über Europa und später über Russland. Ich bin noch nie in Amerika gewesen; aber ich glaube, dass der Eintritt von Herbst und Winter dort genauso ist wie anderswo, und dass auch die Vorbereitungen darauf die gleichen sind. Mir wurde bewusst, dass wir alle Kinder unserer Erde sind. Es spielt keine Rolle, welches Land man sieht. Wir sind alle Kinder der Erde; und sie ist für uns die Mutter.“ Aleksandr Alexandrow
„Wenn du die Sonne, die Sterne und unseren Planeten ansiehst, gewinnst du mehr Lebensfreude, wirst milder, bekommst eine innigere Beziehung zu allem Lebendigen, und du entwickelst ein gütigeres und duldsameres Verhältnis zu deinen Mitmenschen.“ Boris Wolynow
„Für diejenigen, die die Erde aus dem Weltraum gesehen haben, und für die Hunderte und vielleicht Tausende, die es noch tun werden, verändert das Erlebnis sehr wahrscheinlich ihre Weltsicht. Die Dinge, die wir auf der Erde miteinander teilen, werden viel wertvoller als jene, die uns trennen.“ Donald Williams
"Und dann blickst du zurück auf die Zeit, in der du im freien Raum außerhalb des Raumschiffs gearbeitet hast, und auf jene knappen Momente, die du beim Versagen einer Kamera erübrigen konntest, um über das nachzudenken, was da geschah. Und du erinnerst dich an das Schauspiel, das sich vor deinen Augen abspielte, als du hinausgingst; denn jetzt warst du nicht mehr im Innern von einem Ding, durch dessen Fenster du wie auf ein Bild hinausblicktest. Jetzt warst du wirklich draußen, und es gab keinen Rahmen und keine Grenzen. Du erinnerst dich daran, wie du da draußen mit 27 000 Kilometern in der Stunde durch die Leere des Weltraums gerast bist. Und das alles völlig lautlos. Da herrschte eine Stille, deren Tiefe du nie zuvor erlebt hattest - eine Stille, die ganz und gar nicht zu der Szenerie passte, die du vor Augen hattest, noch zur Geschwindigkeit deiner Fortbewegung, die du kanntest.
Und du denkst nach über das, was du erfährst und warum. Verdienst du dieses phantastische Erlebnis überhaupt? Hast du das irgendwie verdient? Befindest du dich draußen, um von Gott angerührt zu werden, um eine besondere Erfahrung zu gewinnen, die anderen verwehrt ist? Und du weißt, die Antwort darauf lautet: Nein! Du hast nichts getan, um dies zu verdienen, und dessen würdig zu sein. Es ist nicht für dich speziell vorgesehen. Du verstehst in diesem Augenblick recht wohl, und es durchfährt dich mit aller Macht, dass du ein Messfühler für die Menschen da unten bist. Du schaust nach unten und siehst die Oberfläche dieser Kugel, auf der du die ganze Zeit bisher gelebt hast; und du weist: Alle diese Leute da unten sind wie du, sind dir gleich, und du repräsentierst sie irgendwie. Du bist hier oben als der Messfühler, dieser Punkt am äußersten Ende; und das ist ein Gefühl, dass dich demütig werden lässt. Es sagt, dass du eine Verantwortung trägst. Es ist nicht um deinetwillen. Ein Auge, das nicht sieht, dient seinem Körper nicht. Dazu ist es da, dazu befindest du dich dort draußen. Und irgendwie wird dir klar, dass du Teil dieses umfassenden Lebens bist. Und du bist hier in der vordersten Linie und musst deine Erfahrung an die Leute, zurück nach Hause bringen. Und das ist eine ganz besondere Verantwortung, sie sagt dir etwas über deine Beziehung zu dem, was wir Leben nennen. Darin liegt eine Veränderung. Es ist etwas Neues. Und wenn du nach Hause kommst, ist die Welt anders geworden. Geändert hat sich die Beziehung zwischen dir und diesem Planeten, zwischen dir und all den anderen Lebensformen auf dem Planeten.Denn du hast diese Erfahrung gemacht. Es ist ein Unterschied, und er ist unendlich wertvoll." Russell Schweickart
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