- Die Engelsschneiderei -

von Sabine – Sangitar

Vorwort

Engel haben die Fähigkeit, sich einen Körper überzuziehen.
Vielleicht fragst du dich, warum Engel dies tun?
Engel haben Freude am Spiel und an der Schönheit, doch es gibt noch einen anderen, viel wichtigeren Grund.

Manchmal reisen die Menschen durch das Sternentor, um die Engel zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit manifestieren sich die Engel einen Körper und nehmen menschliche Gestalt an.
Und dafür gibt es im Universum die Engelsschneiderei.

Jenseits des Sternentores, drei Magnetfeldstrassen rechts, hinter dem
Mond – dann links und immer gerade aus, findest du die Engelsschneiderei Mützchen und Hütchen.

Übrigens, die Einzige im großen Universum, und deshalb herrscht dort auch reger Betrieb. Man muss wissen, dass Engel sehr gesellige und auch gesprächige Wesen sind.
Da man an der Pforte der Engelsschneider oftmals länger warten muss, tauschen die Engel gerne die neuesten Himmelsbotschaften aus, natürlich in der Engelssprache, genannt Ari So Am.

Die Engel haben immer etwas zu erzählen, z.B. über die großen Mächte - die Elohims, oder über ferne Planeten und vieles mehr.

In der Engelsschneiderei gab es viel zu tun. Lady Nada hatte gleich drei
Kleider bestellt und das Ballkleid für Engel Sophia war auch noch nicht fertig. Doch die Engelsschneider waren fleißig und taten ihre Aufgabe mit großer Freude und Hingabe.

Der Engel Firius hatte die Oberaufsicht und trug viel Verantwortung. Die Himmelsbestellungen mussten nämlich exakt so ausgeliefert werden, wie sie bestellt wurden. Besonders wichtig dabei waren die Farben und die Stickereien. Firius huschte hin und her und gab hie und da Anweisungen, doch war er sehr zufrieden mit seinem Team. Nur ein kleiner Engel Namens Sina machte Firius etwas Sorgen. Nicht, dass Sina keine gute Arbeit leistete - nein, ganz im Gegenteil – Sina war besonders geschickt im Anfertigen von Kleidern. Sie hatte ein Gespür für Farben und seltene Stickereien. Aber manchmal wirkte Sina, als wäre sie weit weg und etwas bekümmert. Firius überlegte, ob es etwas damit zu tun haben könnte, dass Sina erst vor kurzem vom Erdendienst in das Universum zurückgekehrt war.

Sina war mit ihren Gedanken weit weg und trug in ihrer kleinen
Engelsseele einen großen Schmerz. Sina war zwar überglücklich darüber, endlich wieder zu Hause zu sein, bei ihren wahren Geschwistern. Doch gab es etwas, das ihre Freude trübte.

Als Sina den Planeten Erde verließ, weil ihre Zeit gekommen war, musste sie jemanden zurücklassen, den sie sehr liebte. Der Planet Erde ist in der Energie noch sehr dicht und die hohen Lichter – die sich Menschen nennen – hatten diese Dichte angenommen und gleichzeitig vergessen, wer sie waren. Unglaubliche Last trugen die Menschen in ihrer Schwingung. Die meisten Menschen fühlten sich von Gott getrennt und einsam. Wenn eine Seele ihren Körper verließ, war das für die Menschen oft ein sehr großer Schmerz, da sie ja nicht wussten, dass die Seele nach Hause zurückkehrt. Die Menschen nannten es Tod. Sie dachten, den geliebten Menschen für immer verloren zu haben und sie weinten bittere Tränen. So war es auch bei Sinas Geliebten. Zwar hatten die Menschen von Engeln und von Gott gehört, doch ihr Herz war oft verschlossen und sie glaubten nur das, was sie tatsächlich sahen.

Sina seufzte und hatte gar nicht bemerkt, dass Firius neben ihr stand. Erst als er sie mit den Worten OMAR TA SATT begrüßte, wurde sie aufmerksam. Firius blickte auf das Kleid, das Sina gerade für Lady Nada anfertigte und war sprachlos, angesichts dieser Schönheit. „Oh Sina, wie wunderschön du das machst. Lady Nada wird entzückt sein". Schüchtern, aber doch lächelnd, schaute Sina Firius an. „Weißt du Firius, auf der Erde habe ich mir viel angesehen. Die Menschen dort tragen oft schöne Kleider“.

Plötzlich spürte Firius, dass irgendetwas anders war. Das Geschnatter
der Engel war verstummt. Dies passiert in der Regel nur, wenn sich hoher Besuch einfindet. Firius huschte, so schnell er konnte, zur Pforte. Er traute seinen Augen kaum. Ein Meer von Farben überzog die Engelsschneiderei - Mützchen und Hütchen.
Firius schüttelte sich vor Freude und welch eine Ehre, es war das Lichtschiff von Ashtar Sheran.

Adonai Ashtar Sheran ist eines der mächtigsten Wesen im Universum, da er mit seiner Flotte für Ordnung und Frieden sorgt. Die prächtigen Farbstrahlen sind Auszeichnungen für seine Verdienste. Ein kleines Zubringerschiff näherte sich der Engelsschneiderei und ein Lichtwesen transportierte sich zur Pforte.
„OMAR TA SATT, ich bin Ilu, von der Konföderation des Friedens, im Dienste von Adonai Ashtar Sheran. Ich überbringe dir den Auftrag, zwei Anzüge von deinem besten Engelsschneider anfertigen zu lassen. Die Anzüge sind für Ashtar Sheran und Arius Nux.“

Das Lichtwesen Ilu hatte sich längst zurückgezogen, doch Firius
konnte vor Aufregung seine Flügel nicht in Bewegung setzen. Erst, als das Pausenläuten zu hören war, wich die Aufregung aus Firius´ Flügeln.

Schon längst war in der Engelsschneiderei Feierabend, doch wie so oft,
in den Zeitabschnitten der nichtlinearen Zeit, saß der kleine Engel Sina noch an der Nähmaschine und fertigte die Anzüge für die hohen Herren.
Mit großer Geduld und viel Liebe nähte, nähte und nähte Sina. An diesem Abend wurden die Anzüge fertig. Prachtvoll und glänzend, lagen sie vor Sina. Vorsichtig strich sie über die blauen Krägen.

Plötzlich wurde es in der Engelsschneiderei ganz hell. Sina sah sich um
und blickte direkt in die Augen von Ashtar Sheran und Arius Nux. Ehrfürchtig sah sie die hohen Herren an und übergab ihnen ihre Anzüge. Man konnte spüren, wie zufrieden die hohen Herren waren und sie schenkten Sina ein großes AN´ANASHA.
Adonai Ashtar Sheran war schon bereit zu gehen, doch Arius Nux rührte sich nicht von der Stelle. Ashtar Sheran blickte zu Arius Nux und wusste, dieser, sein bester Freund, hatte noch etwas zu erledigen. Still zog er sich zurück.

Arius Nux konnte seinen Blick nicht von Sina lassen. An irgendetwas wurde er erinnert. Etwas rührte an seiner Seele. „Woher kommst du?“, fragte Arius Nux. Sina, die ebenfalls ein Ziehen in ihrer Seele spürte, antwortete: „Ich komme gerade vom Erdendienst zurück“. Und plötzlich brach aller Schmerz aus Sina heraus, denn zu lange hatte sie schon gewartet. Arius Nux war ein sehr guter Zuhörer und er verstand Sinas Schmerz nur zu gut. Auch er hatte sich einmal von jemandem verabschieden müssen, doch dies ist eine andere Geschichte.

Arius Nux hatte, bevor er im Dienste der Konföderation stand, eine andere Aufgabe. Als er noch ganz jung war, hatte er die Aufgabe, Sternschnuppen durch das Sternentor zu den Menschen zu schicken. Nux war dafür bekannt, die schönsten Sternschnuppen zu zaubern. Manchmal setzen sie in die Herzen der Menschen den Samen der Liebe.

Sina befand sich auf dem großen Lichtschiff und staunte. Eng an Arius
Nuxs Seite fuhren sie mit einem Aufzug ganz nach oben, auf die Aussichtsplattform. Der kosmische Sternenhimmel glitzerte und Sina nahm die volle Schönheit in sich auf. Am Ende der Plattform gab es eine Bank. Arius Nux und Sina saßen darauf und schauten in die Weite. Adonai Ashtar Sheran gab seiner Mannschaft den Befehl, den Kurs Richtung Sternentor zu setzen und lächelte dabei.

Am Sternentor angekommen, sah man den Spalt in die andere Dimension. Arius Nux blickte voller Liebe auf Sina. Auf der Erde, zwischen den Bergen, saß der Geliebte Mensch von Sina, ebenfalls auf einer Bank. Irgendetwas hatte ihn dazu bewegt, genau das zu tun. Voller Trauer über Sinas Tod blickte er zum Himmel. „Wenn ich doch nur noch einmal ein Zeichen bekommen würde, könnte ich vielleicht glauben, was mir Sina immer vom Universum erzählt hat. Doch das wird wohl nie geschehen!"

Und plötzlich erschien am Himmel eine Sternschnuppe, wie es sie nie zuvor gegeben hat. Sie purzelte in Form eines großen Herzens vom Himmel und das Herz von Sinas Geliebten, der Lukas hieß, begriff: „Sina war nach Hause zurückgekehrt und ich werde sie wieder sehen!“. Noch einmal blickte Lukas zum Himmel und wusste: „Sina will nicht, dass ich trauere“. Er schickte seine Liebe zu Sina und ließ sie ziehen.

Sina nahm die Hand von Arius Nux und drückte sie. Worte waren nicht
nötig. Noch lange saßen sie auf der Himmelsbank und sahen in die Weite.

Firius staunte nicht schlecht, als er die Engelsschneiderei betrat. Sina
saß, wie gewöhnlich, an der Nähmaschine, aber etwas hatte sich verändert. Sina sang in den schönsten Tönen ein Lied und strahlte in neuem Glanz. Firius ahnte und lächelte…

Falls du mal in der Gegend bist, dann besuche doch einmal die
Engelsschneiderei – Mützchen und Hüttchen. Firius und Sina freuen sich auf deinen Besuch.

Für alle, die den Regenbogen lieben ...

Vor langer Zeit begannen die Farben dieser Welt zu streiten. Jede behauptete von sich, sie sei die Beste, die Wichtigste, die Nützlichste, die Beliebteste!
"Ihr dummen Farben streitet untereinander und versucht den anderen zu übertrumpfen! Wisst ihr nicht, dass jeder von euch für einen ganz bestimmtenZweck geschaffen wurde, einzigartig und besonders? Reicht euch die Hände und kommt zu mir." Sie taten wie ihnen geheißen wurde, sie kamen zusammen und reichten sich die Hände.

Der Regen fuhr fort: Von nun an, wenn es regnet, erstreckt sich jede von euch in einem großen Bogen über den Himmel, um daran zu erinnern, dass ihr alle in Frieden miteinander leben könnt. Der Regenbogen ist ein Zeichen der Hoffnung auf ein Morgen. Daher, immer wenn ein guter Regen die Welt wäscht und ein Regenbogen am Himmel erscheint, erinnern wir uns daran, einer den anderen zu würdigen.

Freundschaft ist wie ein Regenbogen:
Rot, wie ein Apfel, süß bis ins Innerste.
Orange, wie eine brennende Flamme, die niemals auslöscht.
Gelb, wie die Sonne, die deinen Tag erhellt.
Grün, wie eine Pflanze, die nicht aufhört zu wachsen.
Blau, wie das Wasser, das so rein ist.
Purpur, wie eine Blume, die bereit ist, aufzublühen.
Indigo, wie die Träume, die dein Herz erfüllen.
Mögen wir alle Freundschaften finden, die dieser Schönheit gleichen.