Hochsaison für Lippenherpes
Von anderen Organsystemen abgesehen, ist es zuerst die Haut, die mit extrem veränderten Umweltbedingungen in Kontakt tritt. Unsere Haut ist nicht nur Hülle unseres Körpers in Form eines Schutzorgans, sondern ist auch meist erstes Reaktionsorgan und oft Spiegelbild unserer Psyche. Die Lippen sind besonders empfindlich gegen Umwelteinflüsse wie z. B. Sonne, Kälte und Wind und anfälliger für Infektionen. Denn die Haut der Lippen ist anders aufgebaut als die übrige Gesichtshaut. Sie hat keine Talg- oder Schweißdrüsen, sondern wird lediglich durch die Speicheldrüsen feucht gehalten. Außerdem besitzt die Haut der Lippen nur eine dünne Hornschicht. Wer kennt nicht in Erwartung eines ereignisreichen Abends das plötzlich auftretende Spannungsgefühl an den Lippen, einhergehend mit Kribbeln und Juckreiz. Bald blühen auf gerötetem Untergrund gruppierte wässrige Bläschen an sichtbarer Stelle auf.
Nach eitriger Eintrübung, krustiger Eintrocknung und nachfolgender Hautrötung ist dieser Spuk nach zehn bis 14 Tagen narbenlos abgeheilt - und der Urlaub vorbei. Was bleibt, sind die Urlaubsfotos, auf denen sich das schmerzlich verzerrte Lächeln und die angeschwollene Lippe verewigt haben. Viele Menschen machen ihre Herpes-simplex Erstinfektion im Alter von ein bis fünf Jahren durch. Diese Erstinfektion verläuft von fieberhaften Infektionen abgesehen meist ohne Krankheitssymptome ab: Die Viren dringen in die Hautzellen ein und ziehen sich in das Ganglion trigeminale zurück, also die Nervenknoten des Trigeminus Nervs, welcher das Gesicht nervlich versorgt. Obwohl nicht alle Menschen von nun an aufgrund des Virusreservoirs unter Rezidiven leiden müssen, behält ein Teil eine Herpes- Disposition.
Bei diesen circa 20 Prozent der Bevölkerung werden die in den Nervenbahnen ruhenden Herpesviren regelmäßig ein- bis dreimal im Jahr aktiviert. Es kommt zu einem erneuten Auftreten der Lippenherpes-Erkrankung, und zwar meist an der gleichen Stelle, an der alles anfing. Auslösende Faktoren sind die körpereigene Abwehr schwächenden immunologischen Defekte wie zum Beispiel Stress, klimatische Umstellungen, Ekel, Schwächungen des Körpers durch Infekte, Menstruation oder extreme körperliche Belastungen. Gerade in Ländern, in denen die hygienischen Verhältnisse nicht überall mit denen zu Hause zu vergleichen sind, können auch Ekelgefühle Lippenherpes-Attacken auslösen. Dazu kommt, dass sich manche Menschen, die sich das ganze Jahr über nicht körperlich betätigen, dann im Urlaub besonders viel zumuten.
Besonders beliebt sind im Sommerurlaub zum Beispiel Wassersportarten wie Surfen und Segeln. Gerade bei der Ausübung von Wassersportarten in südlichen Gefilden sind die Lippen der durch die Wasseroberfläche reflektierten und dadurch intensivierten Sonneneinstrahlung jedoch verstärkt ausgesetzt. Es ist äußerst wichtig, dass der Lippenherpes-Geplagte bei den ersten Anzeichen, noch vor dem eigentlichen Aufblühen der Bläschen mit der Therapie beginnt. Dies setzt voraus, dass die Betroffenen gerade während des Urlaubs ihre antivirale Lippenherpescreme zur Verfügung haben, um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Außerdem heilen die Bläschen unter der Behandlung mit einer antiviralen Lippenherpescreme aller Erfahrung nach bereits nach drei bis vier, statt unbehandelt nach acht bis zehn Tagen ab.
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